Nur »der Alte« erinnert sich an das Derby 1985
Avenwedde trifft nach 32 Jahren wieder auf »Tippe«
Alexander Kaiser
Kreis Gütersloh(WB). Eine Geschichte für Nostalgiker! Noch vor wenigen Jahren trennten die beiden Vereine zwei Spielklassen. Nun begegnen sich der SV Avenwedde und der TuS Friedrichsdorf im Nachbarschaftsderby der Fußball-Bezirksliga am Sonntag (15 Uhr) auf Augenhöhe. Erstmals nach Jahrzehnten kommt es wieder zum direkten Duell.
Schier unfassbare 32 Jahre (!) ist das letzte Kräftemessen der beiden Rivalen in der Liga her. Einer der sich noch gut an früher erinnert, ist TuS-Trainerlegende Siggi Meyer, der im Sommer nach 39 Jahren auf der Bank seinen Platz räumte. »Es war damals ein heißes Duell mit Avenwedde um den Aufstieg«, erinnert sich »der Alte«. Obwohl »Tippe« das Spiel am 28. Februar 1985 vor 800 Zuschauern knapp mit 1:2 verlor, strahlte am Ende Grün-Weiß. Meyer: »Am letzten Spieltag haben wir sie von der Tabellenspitze verdrängt.«
Aktuell sind die Friedrichsdorfer weit weg von oben, denn das 0:2 gegen den SC Bielefeld 04/26 hat einige Fragen aufgeworfen. Besonders die Leistung im zweiten Durchgang war erschreckend schwach. »Was ich da gesehen, hat mir überhaupt nicht gefallen. Wir hatten überhaupt keinen Zugriff zum Spiel«, war auch Meyer-Nachfolger Evran Cinar mächtig bedient. Der 31-jährige hatte noch mit den Führungsspielern Ursachenforschung für die müde Darbietung betrieben. »Mir war klar, dass Bielefeld eine gute Mannschaft hat, aber sicherlich keine vom Kaliber Kaunitz. Ehrlich gesagt, habe ich auch nicht mit einer Niederlage gerechnet.«
Unter Zugzwang sieht Cinar sein Team vor dem Derby aber noch nicht. Auch durch den guten Start in die Spielzeit mit zwei Siegen liegt der TuS noch im Soll und Cinar sieht seine Truppe definitiv nicht als Underdog: »Wenn wir unsere Fehler abstellen, bin ich guter Dinge, dass wir gegen Avenwedde mehr als mithalten können.« Mit an Bord ist auch Christian Kuklok. Der Linksverteidiger hat sich entgegen ersten Befürchtungen im Bielefeld-Spiel nur eine leichte Zerrung zugezogen.
Auch in Avenwedde ist die Vorfreude riesig. »Für mich ist das Derby fast schon das Saison-Highlight«, erklärt Trainer Levent Cayiroglu, auch wenn es ihm lieber wäre, dass es das Duell gar nicht geben würde. »Dann wären wir nämlich noch Landesligist«, flachst der 34-jährige. Mit zehn Punkten aus vier Spielen sind die Blau-Weißen glänzend gestartet, auch wenn noch einiges ausbaufähig ist. Cayiroglu weist die Rolle des leichten Favoriten jedenfalls nicht zurück, auch wenn er ahnt: »Das Derby hat seine eigenen Gesetze. Im Grunde spielen Platzierungen keine Rolle.« Der Übungsleiter hat schon gemerkt, wie viel Euphorie im Umfeld vom Derby herrscht. »Ständig sprechen mich die Leute hier auf das Spiel an.« Ob Torjäger Dogan Pamuk dabei ist, wird sich erst kurz vor Anpfiff klären. Den Acht-Tore-Mann plagen Leistenprobleme. So oder so stehen die Vorzeichen aber gut, dass die hoffentlich zahlreichen Zuschauer ein spannendes Derby geboten bekommen.