Badminton: Fünf Athleten des TuS Friedrichsdorf sind bei den nationalen Titelkämpfen dabei. Melina Orth und Leonie Zuber starten sogar mehrfach.
Von Gregor Winkler – Gütersloh. Die Kanaren oder die Karibik, der Himalaja oder auch der Harz – Traumorte für den Urlaub gibt es viele. Die Bielefelder Seidensticker Halle zählt eher nicht dazu. Und trotzdem werden Melina Orth, Leonie Zuber und drei weitere Badmintonspieler des TuS Friedrichsdorf genau dort zwei ihrer sauer verdienten Jahresurlaubstage verbringen. Man darf sogar davon ausgehen, dass sie sich in der im nüchternen blau eingerichteten Arena ähnlich wohlfühlen werden, als rekelten sie ihre Sportlerkörper unter südlicher Sonne am weißen Traumstrand.
Sportlich geht es – um im Bild zu bleiben – ins Gebirge. Ein besonderer Gipfelsturm steht an: fünf „Tipper“ haben ein Ticket für die Deutschen Meisterschaften erhalten. Die Titelkämpfe beginnen für einige von ihnen bereits am Donnerstag. Sonderurlaub? „Ich habe gar nicht gefragt“, sagt Leonie Zuber, die bei der BKK Bertelsmann beschäftigt ist. Sie und ihre Teamkollegin Melina Orth, IT-lerin bei Melitta, sind diejenigen, die in zwei oder sogar in drei Disziplinen ran müssen – oder besser gesagt ran dürfen.
Die 28-jährige Melina Orth tritt gemeinsam mit Zuber im Damen-Doppel sowie mit einer Wildcard auch im Einzel an. Zu ihrer großen Überraschung wurde sie mit ihrem Gladbecker Partner in der vergangenen Woche auch noch für das Mixed nachnominiert.
Zwei Mal spielte sie zuvor schon bei der DM. „Eine Wildcard hatte ich aber noch nie“, sagt sie. Die „Freifahrtscheine“ werden traditionell an Spieler aus der Region vergeben. Lokalkolorit ist den Ausrichtern der seit 2003 (mit Ausnahme der Coronajahre 2021 und 22) durchgängig in Bielefeld stattfindenden Titelkämpfe wichtig.
„Wir spielen im Moment wohl unser bestes Badminton“
Am TuS Friedrichsdorf kommt man nicht vorbei, wenn man OWL präsentieren möchte. „Tatsächlich spielen wir im Moment wohl unser bestes Badminton“, sagt Melina Orth. Sie kann es beurteilen, denn sie schlägt seit 2014 für die „Tipper“ auf, die in dieser Saison als Aufsteiger in die Regionalliga gingen. Noch länger ist Leonie Zuber dabei. „Seit ich fünf Jahre alt bin, spiele ich in Friedrichsdorf“, rechnet die 27-Jährige vor, die als Einzige aus dem Team auch noch im Dorf lebt.
Seit ein paar Jahren stehen Orth und Zuber als Doppel auf dem Feld. Und es läuft. Jüngst siegten sie wieder beim NRW-Ranglistenturnier. Es war bereits der dritte Erfolg in dieser Saison. Damit führt das Duo die Landes-Rangliste aktuell an – Beweisführung für die direkte DM-Nominierung abgeschlossen!
Ihre Gegnerinnen in der ersten Runde, Katrin Haupt und Desiree Toepffer, kennen sie nicht. „Sie spielen eine Klasse unter uns. Das sieht zunächst nach einer lösbaren Aufgabe aus“, meint Zuber. Wenn sie ihr Erstrundenspiel am Freitag um 13.10 Uhr überstehen, dann warten in Runde zwei die großen Titelfavoriten Linda Efler und Isabel Lohau. An Eins gesetzt und international erfahren. „Die waren gerade noch bei einem Turnier in Indonesien. Gegen die auszuscheiden, wäre keine Schande“, sagt Zuber grinsend.
Auch im Einzel liebäugelt Melina Orth durchaus mit der zweiten Runde. Ihre erste Gegnerin ist das 16-jährige Talent Luna Marquordt, die in der Oberliga Niedersachsen spielt. „Es kann gut sein, dass ich von meiner größeren Erfahrung profitiere“, meint Orth. Gewinnt sie, dann wartet die an Eins gesetzte mehrfache Titelgewinnerin Yvonne Li. „Im Einzel rechne ich mir nicht so viel aus. Da bin ich nicht aufgeregt“, meint Orth.
Ganz anders Leonie Zuber: „Bei der DM zu spielen, ist schon etwas Besonderes“, gibt sie zu. Ja, sie sei aufgeregt. Zweimal war sie im Damen-Doppel schon am Start. Mit ihrem Mixed-Partner und Teamkamerad Frederick Loetzke versuchte sie seit einigen Jahren, ein DM-Ticket zu ergattern. Jetzt hat es geklappt. Die Erstrundenaufgabe ist allerdings schwer. „Thilo Mund und Sarah Pinnen spielen in der 2. Bundesliga“, hat Zuber herausgefunden. Gerade wurden ihre Gegner auch Südwestdeutsche Meister.
Beim Fototermin auf der Sparrenburg schnuppern die beiden Badmintonspielerinnen schon einmal Bielefelder Luft von ganz oben. Wie „hoch“ es im Turnier gehen wird? Egal, jedes zusätzliche Spiel, das sie sich erkämpfen, entschädigt für die zwei verlorenen Jahresurlaubstage. Und es bleibt noch genug Gelegenheit in diesem Jahr, wie es beide lieben, am weißen Traumstrand zu liegen.
Heimspiel bei der Premiere
Gütersloh (gwi). Neben Melina Orth und Leonie Zuber stehen noch drei weitere Spieler des TuS Friedrichsdorf bei der Badminton DM auf den Courts.
Christopher Niemann
Einmal aus dem Haus, die Straße hinunter – angekommen. Christopher Niemann wohnt in Bielefeld in derselben Straße, an der auch die Seidensticker Halle liegt. „Meinen Gegner kenne ich nicht. Florian Otto aus Jena soll ein 19-jähriges Talent sein“, hatte Niemann in Erfahrung gebracht. Im Vorfeld beschäftigen den 23-Jährigen leider andere Sorgen. Am vergangenen Doppelspieltag musste er sich aufgrund einer Verletzung im Spiel gegen Refrath schonen. Zur DM wird er aber fit sein, verspricht der Student.
Svantje Gottschalk
Die Spielerin der zweiten Mannschaft des TuS stand einmal gemeinsam mit Leonie Zuber als Nachrücker-Doppel bei der DM auf dem Feld. Auch im Einzel hatte sie bereits eine Wildcard. Jetzt spielt die 22-Jährige mit ihrer erst 17-jährigen Partnerin, Malin Risse aus Lippstadt, im Doppel. Das Duo hatte sich erst zu den Bezirksmeisterschaften im Dezember gefunden. „Und da lief es gleich richtig gut“, sagt Gottschalk, die wie Niemann in Bielefeld wohnt. Ihre Auftaktgegner sind U19-Nationalspielerinnen.
Frederick Loetzke
Mit seiner Mixed-Partnerin Leonie Zuber versuchte Frederick Loetzke schon seit geraumer Zeit, einen Platz bei der DM zu ergattern. Jetzt hat es geklappt. „Wir sind das eingespielteste Mixed im Verein“, sagt der 26-Jährige vor seiner DM-Premiere. Wenn sie mit ihrer Routine die erste Runde überstehen, dann warten die an 3/4 gesetzten Franziska Volkmann/Patrick Scheiel. „Da hätte ich total Bock drauf“, sagt Loetzke.