Fußball: Spielabbruch für TuS-Trainer richtige Entscheidung
Gütersloh-Friedrichsdorf (cas). Dass wegen eines rassistischen Zwischenfalls abgebrochene Drittligaspiel zwischen MSV Duisburg und VfL Osnabrück hat auch einen heimischen Fußball-Trainer mit afrikanischen Wurzeln intensiv beschäftigt. „Ich finde es gut, dass die Partie nicht fortgesetzt wurde. Denn so wurde ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt“, betont TuS Friedrichsdorfs Trainer Jeffrey Addai.
Der Schiedsrichter der besagten Begegnung, Nicolas Winter, war in Düsseldorf vorübergehend Addais Studienkollege. Der Kontakt sei aber inzwischen abgerissen, informiert der Verantwortliche des Bezirksligisten Friedrichsdorf. Auch Addai war zu seiner aktiven Zeit bisweilen verbalen Anfeindungen ausgesetzt. Er sei wegen seiner Hautfarbe beschimpft worden – „auch von Gegenspielern“, berichtet der 33-Jährige. Doch im Gegensatz zum Osnabrücker Profi Aaron Opoku, der sich nach einer rassistischen Beleidigung eines Zuschauers nicht mehr imstande fühlte weiterzuspielen, hätte Addai weitergemacht. „Ich bin nicht so sensibel, wäre zu dem Typen hingegangen und hätte ihn zurückbeleidigt. Doch ich habe auch Verständnis für Opoku, der nach dem Vorfall unter Schock stand und nur noch vom Platz wollte“, erklärte der in Bokel lebende Trainer.
Schon als C-Jugendlicher im Trikot des VfL Theesen musste Addai rassistische Bemerkungen von Zuschauern ertragen. „Man wollte mich provozieren, ich blieb aber meistens ruhig“, erinnert er sich. Nur einmal, als Seniorenspieler Rot-Weiß Mastholtes, habe er nach der üblen Beleidigung durch einen gegnerischen Spieler mit einer Kopfnuss reagiert und dafür die Rote Karte in Kauf genommen. Leider, so bedauert er, würden Farbige Rassismus oft auch im Alltag spüren. Selbst wenn die Sprüche scherzhaft gemeint seien, hinterließen sie einen negativen Beigeschmack. Vor allem nerven Addai Menschen, die ihn anstarren und fragen, ob er tatsächlich Deutscher sei. Seine Standardantwort lautet: „Was willst du von mir hören? Natürlich bin ich Deutscher, schließlich bin ich hier geboren und aufgewachsen.
Über den Tellerrand hinausschauen
Gütersloh-Friedrichsdorf (cas). Addai weiß aber auch aus eigener Erfahrung, dass sich Verunglimpfungen nicht nur gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe richtet. Er liefert dafür ein Beispiel: „Ich habe einmal mitbekommen, wie mein früherer Friedrichsdorfer Mannschaftskamerad Marcel Koch als Nazi bezeichnet wurde. Totaler Schwachsinn!“
Jeffrey Addai, verheiratet mit einer Deutschen, und seine Familie fühlen sich heimisch im beschaulichen Bokel. Mit den Menschen dort kämen sie bestens klar. Blöde Sprüche muss er sich nicht mehr anhören, auch als Trainer blieb er von verbalen Verunglimpfungen verschont.
„Ich lebe mit meiner Familie in einer eigenen kleinen heilen Welt, doch man sollte auch über den Tellerrand hinausschauen: Rassismus gibt es auf der ganzen Welt. Zu meinem Erstaunen sogar im vermeintlich weltoffenen New York, ich konnte das während eines Aufenthaltes dort selbst beobachten“, berichtet „Jeff“.