Fußball: Respektlos

Respektlosigkeit beim Kreispokalfinale der Junioren

Öffentliche Maßregelung notwendig

Wolfgang Temme

Wahre Größe und fairer Sportsgeist zeigen sich vor allem in der Niederlage. Beides haben die C-Junioren-Fußballer des SC Wiedenbrück vermissen lassen, als sie nach dem verlorenen Kreispokalfinale gegen den SC Verl nicht zur Siegerehrung antraten. Mehr noch: Indem sie die ihnen trotzdem nachgereichten Medaillen in der Toilette der Umkleidekabine entsorgten, leisteten sie sich eine eklatante Respektlosigkeit gegenüber dem Wettbewerb, den organisierenden Funktionären und dem mit großem Einsatz als Ausrichter tätigen TuS Friedrichsdorf.

Dieses Fehlverhalten der jugendlichen Spieler gehört aus erzieherischen Gründen unbedingt bestraft. Besonders schwer wiegt jedoch das Versagen der erwachsenen Trainer, die ihrer Vorbildfunktion und ihrem gesellschaftlichen Auftrag, junge Menschen zu Anstand und Fairness anzuleiten, in keiner Weise gerecht wurden. Bei aller verständlichen Enttäuschung über eine umstrittene Elfmeterentscheidung des Schiedsrichters, den dadurch in letzter Minute kassierten 1:1-Ausgleich und die in der Verlängerung erlittene 1:3-Niederlage darf es nicht zu solch einer Reaktion kommen.

Darüber sind sich alle Beteiligten einig. Es ist auch lobenswert, dass der SC Wiedenbrück sein Team deutlich belehrt und die Trainer intern spürbar mit sozialen Diensten sanktioniert hat (ohne der Versuchung zu erliegen, sie gleich zu suspendieren). Die Strafe des Verbandes, den Ausschluss der Wiedenbrücker C-Junioren von der Teilnahme an den Hallen-Kreismeisterschaften (HKM), kann man deswegen als angemessen bezeichnen.

Besser wäre es gewesen, diese Maßnahmen nicht im stillen Einvernehmen zwischen Verein und Kreisjugendausschuss zu beschließen, sondern das Thema in einer gut moderierten Spruchkammersitzung öffentlich zu behandeln. Die Diskussion über Fairness und die Sanktionierung von Unfairness entfaltet auch eine Signalwirkung nach außen. Und die ist notwendig, denn es gibt im heimischen Fußball durchaus noch andere Beispiele für respektloses Verhalten, ohne dass die betroffenen Klubs dies intern maßregeln.

Vielleicht kommt es im Nachhinein aber doch noch zu einer Spruchkammerverhandlung in der Causa „Kreispokal“. Es ist nämlich aus Ärger über die unerwünschte Veröffentlichung der HKM-Sperre in den Offiziellen Mitteilungen des Verbandes ein Disput entbrannt über die Frage, ob der Kreisjugendausschuss überhaupt berechtigt war, ein solches „Urteil“ zu fällen. Höchstwahrscheinlich hat das Gremium damit – in guter Absicht – seine formale Kompetenz überschritten.